Die
letzten Tage seit meiner Ankunft in Bangkok sind unglaublich schnell
vergangen, trotzdem kommt es mir vor, als hätte ich schon Monate
hier verbracht. In dieser Zeit hat sich mein Grundsatz, was Menschen
betrifft, immer seinen Bauchgefühl zu folgen, bestätigt.
Ein
gutes Beispiel dafür habe ich vorgestern erlebt. Ich hatte geplant
mit Leuten aus meinen Hotel in eine Rooftop Bar zu gehen, wurde aber
um 10 Uhr müde und beschloss eine kleine Siesta zu machen. Um 4 Uhr
nachts wachte ich auf, etwas genervt von mir selbst und hoch
motiviert noch etwas zu machen. Anders als in Berlin schließen in
Bangkok die Bars schon um 1, was natürlich misslich für mein
Vorhaben war. Aber hellwach und entschlossen wie ich war, ließ ich
mich davon nicht abhalten und nahm ein Taxi. Es dauerte 10 Minuten
und ein Telefonat mit einer Kellnerin, die Englisch und Thai sprach,
um den Taxifahrer klar zu machen, dass ich irgendwo hin gehen wollte, wo
noch was offen war. Er brachte mich zur Kaosarn Road, Anlaufstelle
für Touristen, die dem Alkohol nicht abgeneigt sind, wie ich schnell
realisierte.
Als
ich die Straße entlang lief, unsicher was ich jetzt machen sollte,
wurde ich von einer Gruppe von Thais angesprochen. Sie fragten mich
ob ich zu ihnen gesellen und mit ihnen Bier trinken möchte. Nun,
auch wenn mein Bauchgefühl mir „ja“ sagte erinnerte mich mein
Verstand daran, was mir wurde schon gefühlte 1000 Mal gesagt wurde:
kein Alkohol von Fremden anzunehmen sollte, erst recht nicht alleine
in einen komplett fremden Land, ohne Handy und noch weniger an einen
Platz wie Kaosana Road. Aber was wäre die andere Option gewesen:
Zurück ins Hostel zu fahren (no way, ich habe 200 baths gezahlt um
dort hinzukommen) oder mit anderen ebenfalls fremden Backpackern mit
ihnen zu trinken? Die thais wirkten freundlich und entspannt, wie sie
auf der Straße saßen, Bier aus Plastikbechern mit Eis tranken,
Gitarre spielten und dazu sangen. Außerdem: Warum Touristen
vertrauen und Einheimischen nicht? Beides sind in dem Fall Fremde
(und jede Begründung läuft auf eine Form von Rassismus oder
Vorurteil hinaus).
„Gehen
kann man immer noch“ dachte ich mir und setzte mich zu ihnen. In
der ersten halben Stunde, in der die K.O. Tropfen gewirkt haben
müssten, wären sie denn im Bier enthalten gewesen, nippte ich nur daran . Später fühlte ich mich deswegen etwas schlecht. Es waren
wirklich gute Menschen. Einer von ihnen, Kol, war Maler und hatte
wohl viele Touristen als Kunden, denn er sprach ganz gut Englisch.
Als es langsam heller wurde und die anderen nachhause gingen,
beschlossen wir noch zu eine Tempel-Tour zu machen. Die Sonne ging
gerade auf und wir fuhren mit dem Motorrad durch Bangkok. Es war ein
unglaubliches Gefühl. Ich spürte dem Wind in meinen Gesicht und sah
Bangkok an mir vorbei fliegen. In dem Moment war ich restlos
glücklich.
Da er
noch seine Gitarre nachhause bringen wollte, konnte ich ein Häkchen
hinter den Punkt „einmal eine thailändische Wohnung von innen gesehen zu
haben“ machen. Es war nur ein kleines Zimmer, in das mit einer Toilette,
in das noch nicht mal ein Bett passte (zum schlafen benutzte Kol eine
Matratze, die an der Wand lehnte). Die weniger begüterten Thais
wohnen wirklich bescheiden und trotzdem teilten sie ihr Bier mit mir,
was mein schlechtes Gewissen wegen den anfänglichen Misstrauen
vergrößerte.
Selbstportrait von Kol
In
den Tempeln war um die Zeit niemand, es herrschte eine andächtige
Stille wir konnten ungestört beten. Ich dankte Gott für diese
Erfahrung und war froh meinen Grundsatz befolgt zu haben.
Ich im Tempel und auf den Motorrad
Ich
habe ein ähnliches Erlebnis an meinen ersten Tag mit Anna, die ich
in meinem Hostel kennengelernt habe, erlebt. Wir besichtigten einen
Tempel in der Nähe des Lumpini Parks. Dort wurde Anna von einem
alten Mann gefragt, ob sie letztes Jahr schon hier gewesen ist. Er
sagte, er könne sich an sie erinnern. Anna war wirklich schon mal da
gewesen. Er zeigte uns verschiedene buddhistische Rituale und erklärte
die Hintergründe dazu. Anders als ihr vielleicht denkt wollte er
kein Geld dafür. Im Gegenteil, er bestand darauf uns zu einen Papaya
Salat einzuladen.
Anna und Mr. Thaing
Ein Ritual, das Mr. Thaing uns zeigte: Bevor man auf eine Insel fährt sollte man 3 mal Wasser über den Kopf von dieser Statue kippen, dann wird man beschützt :)
Der Papayasalat
Tuktuk Fahrern sollte man nicht vertrauen, jedenfalls nicht den ersten Preisangebot, dass sie einen machen ( in dem Fall hatten wir das Glück Mr. Thaing dabei zu haben, der einen fairen Preis erreichte )
Alles was ich damit sagen will ist das man manchmal ein kleines Risiko eingehen muss um Glück und Abenteuer zu erleben. Und wenn man dass das Risiko zu groß ist, kann man sich immer noch dagegen entscheiden.
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